Wer (ge)braucht die Kunst? – Theaterarbeit als Sorgearbeit

Wer ernsthaft über politische Kunst sprechen möchte, darf über die Rolle der Arbeit nicht schweigen. Es reicht nicht, ausschließlich über Theater bzw. Kunst und Politik nachzudenken, wenn dabei das Ökonomische links liegen gelassen wird. Schließlich verweist bereits die Ausgansfrage dieses Kongresses auf die Frage des Eigentums und befragt somit das Verhältnis von Kunst und Politik innerhalb der Wirtschaftsordnung in der wir alle leben und arbeiten (müssen). Die EGfKA (Europäische Gemeinschaft für Kulturelle Angelegenheiten) schlägt deshalb vor, die Frage nach dem Ökonomischen nicht nur mit denen des Eigentums, der Produktion und des Tauschs, sondern gerade auch mit jenen von Gebrauch und Reproduktion zusammenzudenken.

In ihrem kurzen Impulsvortrag mit anschließender Diskussion werfen Tina Turnheim und Florian Thamer von EGfKA einen kurzen Blick auf die politische Ökonomie von Theaterarbeit, die sie als Sorgearbeit verstehen, suchen angesichts umfassender gesellschaftlicher Prekarisierung nach Möglichkeiten der Solidarisierung (auch zwischen Kunst- und Kreativarbeiter*innen) und machen abschließend konkrete Vorschläge zum Umgang mit Institutionen.

 

Das Berliner Theaterkollektiv EGfKA verbindet seit seiner Gründung 2012 postdramatische und klassische theatrale Formen mit fundierter Theoriearbeit und einer klaren politischen Haltung.

Um der umfassenden Krisensituation in Europa Formen ästhetischer Solidarität entgegen zu stellen, entwickelte die Gruppe – neben zahlreichen Formaten –  ein eigenes Theatermodell: das Theater der Sorge.

Diesem Modell folgend verbindet das Kollektiv in seinen Arbeiten verschiedenste Darstellungsformen und Medien. Klassische Theatertexte, aktuelle und historische theoretische Diskurse, Fakten und Fiktionen werden als Steinbruch für Stückentwicklungen genutzt und auf ihren Gebrauchswert für die Gegenwart geprüft.