Makroscope: HUNGERSPIELE


“Seit Jahren veranstalten wir Konzerte, Happenings, Performances. Wir arbeiten unbezahlt. Nicht weil das unserem Ideal entspricht, sondern weil es niemanden gibt, der für unsere Arbeit bezahlen würde.”

Die Konzertgruppe des Makroscope wurde mit 4010 Euro gefördert, um exemplarisch ein nicht-selbstausbeuterisches Konzert zu veranstalten, bei dem alle Veranstalter_innen, Helfer_innen und vor allem die auftretenden Künstler_innen ausnahmsweise einmal fair bezahlt werden konnten. Sogar das Catering musste diesmal nicht aus der eigenen privaten Tasche finanziert werden. Thematisch gerahmt und aufbereitet wurde das Ganze in der ersten Ausgabe der kostenlosen Zeitung HUNGERSPIELE, die sich vor allem mit Selbstausbeutung in der DIY-Szene auseinandersetzt, aber auch Selbstermächtigung und Kreativwirtschaft thematisiert. Auch die Kosten für Texterstellung und -setzung, Layout, Bebilderung, Design und Druck wurden erst durch die WgdK-Förderung ermöglicht.

Aus dem eingereichten Antrag der Konzertgruppe aus dem sozialen Kulturzentrum Makroscope in Mülheim an der Ruhr:

Die KünstlerInnen, die bei uns auftreten, speisen wir mit miesen Door-Deals ab, von denen sie kaum ihre Unkosten decken können. Nicht etwa weil wir ihre Arbeit für wertlos halten, sondern weil fast niemand bereit ist, faire Eintrittsgelder zu bezahlen.

Sowohl wir als VeranstalterInnen als auch die KünstlerInnen sind oft Laien, denen Ihr Tun Freude bereitet. Trotzdem handelt es sich um Arbeit, wenn sie musizieren, komponieren, wenn wir Tonanlagen aufbauen oder hinterher die Klos putzen. Wir beuten uns selbst aus – weil sonst nichts stattfinden würde. Das heißt aber nicht, dass wir es erstrebenswert finden, dafür nicht bezahlt zu werden. Dieser Umstand scheint vielen KonsumentInnen von Undergroundkunst und -kultur verdächtig. “Warum soll ich dafür zahlen, es macht Euch doch Spaß?!” — “Warum soll das denn soviel kosten wie ein RICHTIGES Konzert?!”

Über diese Selbstausbeutung offen zu sprechen empfinden Kulturschaffende und ihr Publikum oft als unappetitlich. Ersteren ist es peinlich, mit ihren Werken nichts zu verdienen. Letzteren versaut es die vermeintlich unkommerzielle Stimmung. Im Projekt HUNGERSPIELE machen wir aber genau das: Wir sagen, was ein Konzert die VeranstalterInnen kostet, welche und wie viel Arbeit dahinter steckt. Wir sagen, was es bedeutet hunderte Kilometer zu reisen, um ein Konzert zu geben, und dabei noch draufzuzahlen.

Wir tun das mit der ersten Ausgabe der Zeitung HUNGERSPIELE, die Aufsätze, Erfahrungsberichte und Zeichnungen von KulturarbeiterInnen aus der DIY-Szene enthält. Nicht nur aus dem Makroscope, sondern aus ganz Deutschland. Und wir tun das, indem wir exemplarisch ein Konzert im Makroscope ausrichten, bei dem alle Beteiligten fair bezahlt werden. Zu diesem Konzert werden nicht berühmte Bands eingeladen, die wir uns durch die Förderung “jetzt endlich mal leisten können”, sondern die gleichen KünstlerInnen, die wir auch sonst einladen würden – und die sich nicht schämen müssen, wenn sie ausnahmsweise einmal fair bezahlt werden.

Das exemplarisch bezahlte Konzert mit den Bands Albatre und Paisiel fand am 17. Februar 2018 statt.

Hierbei wurde auch das Release der Zeitung Hungerspiele – Berichte aus dem Ausbeutungsbetrieb ‘Underground’ gefeiert.


Alle Fotos: Björn Stork / polynice


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